Tuesday, April 10, 2007

Von Handy- und Sahneschlägern

Ostern ist vorbei, der heimtückische Alltag schlägt wieder zu, aus dem Hinterhalt gekrochen wie eine winzige, fiese, gemeine Spinne, die sich mucksmäuschenstill im dunklen Keller in die scheinbar undurchdringliche kleine Stelle zwischen Nacken und Pulli abseilt.
Die Stunden fließen entweder langsam und stetig oder rasend und unübersichtlich an dir vorüber, der Tag vergeht, ein neuer bricht an, und schon ist sie gar nicht mehr so fern, die Stunde X , der Tag 0 oder auch die Minute / , je nachdem wie man möchte.
Die Welt erscheint größer, die Möbel im Zimmer rücken in die Ferne, die Ziele eh schon aus den Augen verloren. „Sag mal, was ist eigentlich mit…?“ – „ Haste jetzt schon…?“ – „Wolltest du nicht eigentlich…?“ . Wollen will man viel, wollen will ich viel, aber kaum den Fuß bewegt, den Finger gekrümmt und den Kopf gehoben, rast die Zeit in einer gigantischen Kolonne an mir vorbei, ein Wirbel aus Stunden und Minuten, Menschen, die kommen und gehen, und immer wieder riesige schwarze Wolken von Problemen, die einfach nicht verschwinden wollen.

weißt du eigentlich, was du bist für mich? wenn du meine lasten trägst und dich mit meinen feinden schlägst
Lichtblicke, immer wieder. In einem kleinen Foto, in einem „Komm, ich mach dir dann Haare und Augen“, in einer Hand die mich auf der Tanzfläche hin und her wirbelt, in einem Stückchen Kuchen, in einer Überraschung, in einem – unbewusst – langvermissten Telefongespräch, in einem Zwinkern, in einem intensiven Blick, in einem Schnurren, in einer ernsten Diskussion, in einem Sonnenstrahl, in einer einfachen Tonfolge, in einer langersehnten und halbverflogenen Kindheitserinnerung. Eingetaucht in anno dazumal, mit gierigem Blick die alten Wege und Wiesen verschlungen, der verzweifelte Versuch, die Vergangenheit in Bildern einzufangen, und doch begriffen, dass die Zeichnungen der Seele deutlich besser sind, als die in Pixel und Papier. Das Gefühl, hier schon mal gewesen zu sein, dieser warme Hauch von Geborgenheit, der nur mit dem Vergangenen wachsen kann.

Das Unglück trifft meistens eher ein, als das die Situation zu Stande kommt, welche zum Unglück führen könnte.
Tja, das nennt man wohl Ironie des Schicksals :-)

4 comments:

der Nachbar said...

Wieso ist denn der Alltag heimtückisch? Wir Menschen sind einfach hin und wieder überfordert, das liegt aber nicht am Alltag, sondern an uns Schlaffis; wir haben viel in den eigenen Händen, manchmal vielleicht zuviel.

dieLinda said...

na, meine sorte von alltag ist zu 100% heimtückisch. wenn er nicht mal kurz gut drauf ist. aber die meiste zeit überfällt er mich immer genau dann, wenn ich für einen kurzen moment nicht aufpasse. schlimm sag ich dir!

pulsiv said...

ich brauch ja nich fragen, wo sie so schön schreiben gelernt haben...
das sind die gene.
passense nur auf, dasse ihre probleme nicht wichtiger nehmen als den rest. ;)

dieLinda said...

über komplimente freu ich mich immer wieder gerne, herr pulsiv :) und keine angst, mein nächster eintrag wird ganz bestimmt NICHT von meinen "problemen" handeln *neugierig-mach* :-P