Wednesday, November 15, 2006

Aus dem Moment geboren


Man nehme einen großen Topf und werfe ein großes Sammelsorium an Gefühlen hinein. All den Streß der letzten Tage, die Kälte der Einsamkeit, das höchste aller Glücksgefühle, warm wie der letzte Sommersonnenschein, die endlose Zufriedenheit eines erreichten Zieles, die bodenlose Angst zu versagen, und der erschreckend große Schock der Erkenntnis.
Und schon wieder hat sich dein Leben verändert, alles Alte und Bekannte scheint verloren, du schwebst im Nichts, im Leeren, unter dir die schwärzeste aller Dunkelheiten. Du blickst dich um und siehst – du bist allein. Niemand steht neben dir, es ist totenstill, als wärst du im Universum. Denn die Sterne singen nicht. Sie erzählen sich Geschichten über Legenden, über rote Gummibärchen, die im kochenden Meer der Freude untergehen, sich verwandeln und in Luft auflösen und als kleine weiße Schäfchenwolken am Himmel schweben. Sie sprechen über Sternschnuppen, die im Lachen eines einzelnen Menschen geboren, in seinem Seufzer gestorben und als eine seiner Träne die lange Reise in die Unendlichkeit begannen.
Doch wer hört ihnen schon zu? Du etwa? Wie könntest du, wo du doch völlig fixiert bist auf die Leere in deinem Leben und nur mit großen Augen zusehen kannst, wie eine einsame Sternschnuppe den Mond hinuntergleitet und im letzten Abendlicht in die glitzernden Fluten eines grünen Meeres eintaucht. Und plötzlich erkennst du den Wahn in deinen Gedanken, dieser Irsinn, der dich als heimtückisches Raubtier dein ganzes Leben lang getäuscht hat. Du streckst deine Hand aus und fühlst das Prickeln auf deiner Haut, dieses völlig neue Gefühl in dir. Du springst aus der Leere wie aus einem Ei, frisch geschlüpft, die Dunkelheit verwandelt sich in einen grünen See, du tauchst hinab und alles um dich herum scheint durchzogen von einem grünen Schimmer. In deinen Adern fließt ein grünes Strahlen, im abertausenden Funkeln durchstreifst du eine andere Welt, keine Ängste, keine Furcht und keine Scheu halten dich zurück.
Und langsam beginnst du zu begreifen, dass da viel mehr ist als du je angenommen hast, ja, annehmen konntest! Wie das Gummibärchen wolltest du dich auflösen, in einem Meer voller Gedanken und Stürme untergehen, leise und langsam, aber doch unaufhaltsam. Endlich bist du erwacht aus deiner endlosen Melancholie. Und schwebst empor und singst mit den Sternen. Denn endlich kannst du sie verstehen.

7 comments:

der Nachbar said...

Schön geschrieben, gefühlvoll, intensiv...ich frag mich dann manchesmal, wenn ich auf solche Texte von Bloggerinnen stoße, warum oft nur in diesem Universum...man kann halt niemandem unter die Stirn schauen, bzw. nur recht beschränkt.

Anonymous said...

schön.

dieLinda said...

@ chris:
ich mag es dann und wann die leute um mich rum zu überraschen :)

@ bon anza:
besten dank :) freut mich wenn´s euch gefällt:D

Anonymous said...

Na wenn sie mich auf dem Dreggsblogg schon ver-stereotypen, will ich mich nicht lumpen lassen um ihnen zu diesem hochinterpretierbaren Werk zu gratulieren. Pleasure to read :)

dieLinda said...

oooh *freu* ich danke ihnen!! möge sich jeder das bisschen wahrheit rausnesteln, was ihm gefällt :D

Anonymous said...

wunderschön *verneig*
in Ihnen steckt ein poet, werte Dame.
Hmm, das klang jetzt schmutzig...
war aber nicht so gemeint

dieLinda said...

ich danke ihnen, edler sir! und das mit dem schmutzigen überles ich mal an dieser stelle :)